Zum Inhalt springen

Verfahrenstechnik studieren

Verfahrenstechnik und Chemieingenieurswesen sind eng miteinander verwandt. Das Chemieingenieurwesen thematisiert die Umwandlung von Stoffen und deren Skalieren auf Produktionsniveau. Die Verfahrenstechnik greift dieses auf und bietet zusätzlich Wissen über den Maschinenbau.

Bei ähnlichen Grundlagen beinhaltet die Verfahrentechnik eher das Wissen über die erforderlichen Produktionsabläufe zur Umwandlung von Stoffen, während das Chemieingenieurswesen den Stoffumwandlungsprozess selbst thematisiert. Die verschiedenen Schwerpunkte bedeuten auch, dass sich Interessierte über die Ausgestaltung der einzelnen Studiengänge im Fachbereich Verfahrenstechnik/Chemieingenieurswesen informieren sollten.

Welche Möglichkeiten gibt es, Verfahrenstechnik bzw. Chemieingenieurwesen zu studieren?

Im Fachbereich Verfahrenstechnik/Chemieingenieurswesen bieten die Hochschulen eine Vielzahl an Studiengängen an. Die Unterschiede sind dabei jenseits der beiden Hauptströme gering. Dennoch gibt es deutlich Abweichungen der Bezeichnungen. Diese reichen von Angewandte Kunststofftechnik und Pharmatechnik über Umwelt- und Recyclingtechnik sowie Chemische Technologie bis hin zu den klassischen Studiengängen Chemieingenieurwesen und Verfahrenstechnik samt spezialisierter Zuschnitte.

Studierende können Chemieingenieurswesen und Verfahrenstechnik an der Fachhochschule und an der Universität belegen. Die meisten Angebote beinhalten ein grundständiges Präsenzstudium. Das heißt, die Studierenden müssen anwesend sein.

Fernstudium

Wegen des großen Praxisanteils existieren kaum Fernstudiumangebote. Die private Wilhelm Büchner Hochschule in Pfungstadt bietet aber beispielsweise den Bachelorstudiengang Chemische Verfahrenstechnik an. Die Hochschule Anhalt bietet ein Bachelorabschluss per Fernstudium in Verfahrenstechnik.

Duales Studium/berufsbegleitendes Studium

Sehr wenige Studiengänge sind als duales Studium bzw. als berufsbegleitendes Abendstudium konzipiert. Dabei handelt es sich zum Teil um Angebote privater Hochschulen, für die Studierende zusätzliche Kosten einkalkulieren müssen.

Für wen sind Studiengänge des Fachbereichs Verfahrenstechnik/Chemieingenieurwesen geeignet?

Die Studiengänge im Fachbereich Verfahrenstechnik/Chemieingenieurswesen sind interdisziplinär ausgerichtet. Daher sollten Studierende ein breites Interesse für Naturwissenschaften und Technik sowie den Blick über den Tellerrand mitbringen. Besonders vorteilhaft sind folgende Eigenschaften:

  • gute Mathematikkenntnisse,
  • gute Kenntnisse in Chemie, Physik und Biologie,
  • starkes Interesse an Technik,
  • Spaß an Labortätigkeiten/Experimentierfreude,
  • keine Unterverträglichkeiten gegenüber Laborsubstanzen,
  • sehr sorgfältige Arbeitsweise,
  • Spaß an Gruppenarbeit,
  • interdisziplinäres Arbeiten.

Was verdienen Verfahrenstechnikerinnen und Verfahrenstechniker bzw. Chemieingenieurinnen und Chemieingenieure?

Verfahrenstechnikerinnen und Verfahrenstechniker bzw. Chemieingenieurinnen und Chemieingenieure können mit einem guten Einstiegsgehalt um 45.000 Euro rechnen. Allerdings ist dieses Gehalt stark vom eigenen Abschluss, der Region, der Größe des Arbeitgebers sowie der Branche abhängig. Die Schwankungen sind hier enorm. Um selbst die besten Grundlagen zu legen, sollten die Studierenden einen Masterabschluss und ggf. eine Promotion ins Auge fassen sowie sich ortsunabhängig bewerben.

Mit wachsender Berufserfahrung und mit Verantwortung für Projekte und Personal können die Verfahrenstechnikerinnen und Verfahrenstechniker bzw. Chemieingenieurinnen und Chemieingenieure mit schnell steigenden Gehältern rechnen. In gehobenen Positionen sind Jahreseinkommen von 75.000 bis 90.000 Euro üblich.

Das Ansehen des Berufs der Verfahrenstechnikerinnen und Verfahrenstechniker bzw. Chemieingenieurinnen und Chemieingenieure in unserer Gesellschaft

Verfahrenstechnikerinnen und Verfahrenstechniker bzw. Chemieingenieurinnen und Chemieingenieure gehören zur Ingenieursberufsgruppe. Diese genießt in Deutschland traditionell ein sehr hohes Ansehen. Das gilt auch für diesen Bereich. Allerdings kommt es sehr auf den Arbeitsbereich an. Denn chemische Produktionsabläufe sehen Teile der Bevölkerung kritisch. Hier wirken Umweltgedanken in das Ansehen hinein. So müssen Fachkräfte der Petrochemie sich immer wieder rechtfertigen, während Beschäftigte im Bereich der Umwelttechnik auf positive Resonanz für ihre Arbeit stoßen. Darüber hinaus schätzt die Gesellschaft die Verantwortung und Mitarbeit an komplexen Produktionsabläufen als Teil der Ingenieurkunst sehr.

Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt für Absolventinnen und Absolventen eines Studiums der Verfahrenstechnik/des Chemieingenieurwesens?

Die meisten Verfahrenstechnikerinnen und Verfahrenstechniker bzw. Chemieingenieurinnen und Chemieingenieure arbeiten im Bereich der Forschung und Entwicklung sowie in der Produktion. In beiden Bereichen sind Verfahrenstechnik und Chemieingenieurswesen eng miteinander verzahnte Disziplinen.

Der Bedarf an Fachkräften steigt, da die Automatisierungsprozesse und Produktionsverfahren immer komplexer werden. Auch der Bedarf an Umwelttechnik steigt, sodass die Wirtschaft hierfür weiter zusätzliche Fachkräfte benötigt. Zusätzlich entstehen in der Bio- und Nanotechnologie neue Berufschancen. Das führt auch langfristig zu guten Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Hinzu kommt, dass in der Vergangenheit an Überangebot an Fachkräften bestand, der sich aufgrund des demografischen Wandels sowie einer deutlich geringeren Zahl von Absolventinnen und Absolventen ins Gegenteil verkehrt.

Obwohl die Wirtschaft Fachkräfte mit universellen Kenntnissen benötigt, ist es für Studierende ratsam, zusätzlich Know-how in Betriebswirtschaftslehre, Informationstechnologie und Regelungstechnik aufzubauen. Dieses Fachwissen ist die Eintrittskarte in gehobene Positionen. Neben Unternehmen der Chemieindustrie sind unter anderem die der Lebensmittelindustrie, der Papierindustrie, der Automobilbranche, des Anlagenbaus, der Pharmaindustrie und der Umwelttechnik typische Arbeitgeber.

Geschichte und Herkunft

Obwohl die Begriffe relativ modern klingen, ist speziell die Verfahrenstechnik als angewandtes Wissen von der Umwandlung von Stoffen sehr alt. Das Brennen von Ton, das Gären von Früchten zu Alkohol oder das Schmelzen von Erz zu Metall sind typische Vorgänge, die auf Verfahrenstechnik basieren, und mehrere Tausend Jahre alt. Damit ist die Verfahrenstechnik eine der ältesten Techniken der Menschheit.

Die wissenschaftliche Lehre der Verfahrenstechnik und des Chemieingenieurwesens ist dagegen noch jung. Erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts gründete Hochschulen wie die Technische Universität Braunschweig im Zuge der steigenden Bedeutung der Chemie für die Wirtschaft erste Institute im Fachbereich. Das ist überraschend spät, denn in Deutschland gab es schon früh eine Entwicklung zur Kombination von wissenschaftlicher Technologie und Chemie. Daraus gingen Ende des 19. Jahrhunderts Lehrstühle für chemische Technologie an sehr vielen deutschen Hochschulen hervor. Dennoch folgte der Schritt zur Verfahrenstechnik und damit zum Chemieingenieurwesen an den Universitäten erst deutlich nach denen in den USA, Großbritanniens und Japans. Erste wichtige Zwischenetappe war die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Chemisches Apparatewesen im Jahr 1926. Erst danach entstand nach und nach der Fachbereich Verfahrenstechnik/Chemieingenieurswesen an den deutschen Universitäten.