Sie können sich nicht zwischen Ausbildung und Studium entscheiden? Dann ist das duale Studium eine interessante Alternative. Denn diese Ausbildungsform vereint curricular eine berufliche Qualifikation in einem Betrieb und ein anerkanntes akademisches Studium. Der Vorteil: Je nach Konzeption des dualen Studiums erwerben Sie eine doppelte Qualifikation und profitieren vom "Besten aus beiden Welten". Die meisten Studierenden haben zwar vorher großen Respekt vor der doppelten Herausforderung, sind aber mehrheitlich äußerst zufrieden mit dem Ausbildungsgang und den daraus resultierenden Berufschancen. Denn eins ist sicher: Absolventen eines dualen Studiums haben exzellente Aussichten am Arbeitsmarkt.
Das duale Studium ist praxisnah, prestigeträchtig und eröffnet sehr gute Karrierechancen. Daher ist diese Form der doppelten Qualifikation ein Sprungbrett am Arbeitsmarkt. Allerdings sind damit auch Nachteile verbunden: Sie müssen sich für die Zeit der Ausbildung auf ein Unternehmen festlegen, sind an einen Studiengang gebunden und verbringen den Großteil Ihrer Freizeit mit Lernen. Wenn Sie stressresistent sind, keine wissenschaftliche Karriere anstreben und praxisorientiert Ihre Karrierechancen steigern möchten, ist das duale Studium jedoch eine Wahl mit starker Perspektive.
Die besondere Verknüpfung von betrieblicher Ausbildung und akademischem Studium ist eine deutsche Erfindung. Anfang der 1970er-Jahre entstand mit dem sogenannten Stuttgarter Modell ein erster Vorläufer. Die ungewöhnliche Kombination wurde ein voller Erfolg. In Baden-Württemberg stellte sich schnell heraus, dass die Verknüpfung zweier Ausbildungsarten die Absolventen gezielt für die Anforderungen am Arbeitsmarkt qualifizierte. Entsprechend groß war das Interesse bei Unternehmen und Schulabgängern gleichermaßen. 1982 nahm der Landtag in Baden-Württemberg das duale Studium als Ausbildungsmodell in das offizielle Bildungsangebot auf.
Allerdings gab es noch einen Knackpunkt: Die Absolventen des dualen Studiums erhielten keinen akademischen Ausbildungsgrad. Das änderte sich erst 1995, als die Kultusministerkonferenz die Absolventen de facto denen von Fachhochschulen gleichstellte, auch wenn noch immer ein akademischer Abschluss fehlte. Erst 2009 sprachen die Kultusminister den Absolventen einen allgemeingültigen und international anerkannten Bachelortitel zu. Seitdem ist der Zuspruch noch einmal stark gewachsen und andere Staaten haben das duale Studium als deutsches Erfolgsmodell inzwischen adaptiert und eingeführt.
Der Begriff duales Studium ist leider nicht eng definiert. Daher finden Sie verschiedene Varianten von Ausbildungskombinationen, die unter der Bezeichnung angeboten werden. Grundsätzlich gilt: Das duale Studium beinhaltet eine berufliche Ausbildung im Unternehmen einerseits und ein grundständiges Studium an der Universität andererseits. Die Idee dahinter: Die Studierenden sollen die berufliche Praxis im Betrieb lernen und die Fähigkeiten durch eine akademische Qualifikation aufwerten. Das Resultat sind doppelt qualifizierte Berufsanfänger, die theoretisches akademisches Wissen bereits mit der erlernten Praxis verknüpfen können. Diese umfassende Qualifikation macht Absolventen so interessant für Arbeitgeber.
Sie müssen sich allerdings vor Antritt eines dualen Studiums genau informieren. Denn es gibt mehrere verschiedene Ausbildungskonzepte, die als duales Studium bezeichnet werden. Zu unterscheiden sind insbesondere die folgenden Modelle:
Diese kurzen Erläuterungen verdeutlichen bereits, dass der Begriff duales Studium sehr unterschiedliche Bedeutungen hat. Das klassische duale Studium ist grundsätzlich die curriculare Verknüpfung eines Studiums mit der Arbeitswelt.
Es ist zeitaufwendig, eine Ausbildung und ein Studium gleichzeitig zu durchlaufen. Allerdings finden beide Ausbildungszweige nicht zeitlich parallel statt, sondern wechseln sich ab. Das häufigste Zeitmodell ist dabei das Blockmodell. Das beinhaltet einen regelmäßigen Wechsel von meistens zwölf Wochen im Block jeder Ausbildungsform. Das heißt: Sie sind abwechselnd einige Wochen im Betrieb und in der Uni.
Das Angebot der Studiengänge ist von den Hochschulen oder Berufsakademien abhängig, die in Kooperation mit Ausbildungsunternehmen ein duales Studium anbieten. Grundsätzlich können das Studiengänge in fast allen Fachbereichen sein. Allerdings gibt es per Definition eine Einschränkung: Sie können nur solche Studiengänge wählen, für die es eine passende Ausbildung gibt (und anders herum). Sehr beliebt ist das duale Studium im ingenieurwissenschaftlichen und betriebswissenschaftlichen Bereich. Außerdem gibt es unter anderen in den Bereichen Gesundheit/Pflege, Medien und Tourismus relativ viele Angebote.
Info: Die Studiengänge des dualen Studiums sind in der Regel eigenständige Angebote und entsprechend nicht zwingend den regulären grundständigen Studiengängen.
Beim eigentlichen Studium handelt es sich fast ausschließlich um ein grundständiges Bachelorstudium, das Sie als Präsenz- oder Fernstudium an einer Hochschule, Fernhochschule oder Berufsakademie absolvieren. Die Inhalte und Schwerpunkte der Studiengänge unterscheiden sich trotz einer eigenständigen Konzeption grundsätzlich nicht von denen eines regulären Studiums. Allerdings ist der Praxisanteil deutlich größer. Dafür nehmen Theorie und wissenschaftliches Arbeiten nur einen vergleichsweise geringen Raum ein. Das erschwert den Einstieg in ein späteres aufbauendes Masterstudium sowie eine wissenschaftliche Karriere. Die Zahl der Studierenden in den Studiengängen ist dafür deutlich kleiner, die Fachbereiche zudem häufig besser ausgestattet. Kurz: Die Studiengänge bereiten besonders gut und intensiv auf das Berufsleben vor.
Das duale Studium bietet Ihnen enorme Vorteile. Es genießt einen erstklassigen Ruf bei Arbeitgebern. Daher schaffen diese nicht nur gern entsprechende Ausbildungsplätze, sondern stellen Absolventen einer solchen doppelgleisigen Qualifikation gern ein. Speziell mit dem großen Praxisbezug des Studiums und der während der betrieblichen Ausbildung gesammelten Praxiserfahrung haben Sie sehr gute Chancen am Arbeitsmarkt. Hinzu kommt ein doppelter Abschluss. Nicht zu vergessen: Schon während des Studiums verdienen Sie mit der Ausbildungsvergütung Ihr eigenes Geld! Mit dieser finanziellen Grundausstattung lassen sich die Studienkosten leichter finanzieren.
Die wichtigsten Vorteile sind:
Es gibt allerdings auch Nachteile. Denn das duale Studium ist extrem fordernd. Besonders für Schulabgänger ist es zudem mit einer gewissen Gefahr verbunden. Denn anders als ein reguläres grundständiges Studium ermöglicht das duale Studium wegen der Festlegung auf einen Ausbildungsplatz keine Orientierungsphase. Es ist nicht möglich, den Studiengang während der Ausbildung zu wechseln. Denkbar ist nur ein Ausbildungsabbruch mit allen damit verbundenen Konsequenzen. Ebenfalls sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass die Anforderungen während der doppelgleisigen Ausbildung sehr groß sind und Sie nur über wenig Freizeit verfügen werden.
Die wichtigsten Nachteile:
Grundsätzlich benötigen Sie ein Abitur bzw. Fachabitur, um zum dualen Studium zugelassen zu werden. Darüber hinaus bieten die Länder beruflich qualifizierten und besonders begabten weitere Möglichkeiten, ein Studium zu beginnen. Beim dualen Studium als ausbildungsintegrierendes Studium spielt dies aber eine untergeordnete Rolle, da diese Ausbildungsform sich an Berufseinsteiger richtet.
Es gibt zwei Wege zum dualen Studium. Der häufigere Weg ist eine Bewerbung um einen betrieblichen Ausbildungsplatz bei einem Unternehmen, das mit einer Partnerhochschule kooperiert. Sie bewerben sich bei einem solchen Betrieb und durchlaufen ein entsprechendes Bewerbungsverfahren. Da diese Unternehmen bereits mit einer Hochschule kooperieren, bekommen Sie mit dem Ausbildungsplatz automatisch ebenfalls den Studienplatz.
Sie unterzeichnen einen Ausbildungsvertrag, bekommen eine entsprechende - meistens tariflich geregelte - Ausbildungsvergütung und sind parallel in dem Studiengang an der Partner-Hochschule eingeschrieben.
Ebenfalls möglich, aber nicht so verbreitet ist eine Bewerbung zum dualen Studium direkt bei einer Hochschule. In diesem Fall durchlaufen Sie ein übliches Auswahlverfahren bei der Hochschule. Die konkreten Eckpunkte sind dabei je nach Studiengang und Hochschule unterschiedlich. Gegebenenfalls müssen Sie dabei zum Beispiel einen Numerus clausus erfüllen.
Im Falle einer Bewerbung direkt bei der Hochschule gibt es wiederum zwei Varianten. Zum einen arbeiten die Hochschulen mit Unternehmen zusammen, bei denen Sie sich anschließend um die betriebliche Ausbildung bewerben können. Dieses Verfahren ist in der Regel unkompliziert. Die zweite Möglichkeit ist, dass Sie sich selbst ein Unternehmen suchen müssen, das einen geeigneten Ausbildungsplatz anbietet. Es ist sehr ratsam, sich vor Bewerbung bei einer Hochschule intensiv um mögliche Unternehmen zu bemühen! Denn trotz des Erfolges bieten nicht alle Unternehmen eine entsprechende Unterstützung eines dualen Studiums an.
Da es einerseits unterschiedliche Wege und Zugangsvoraussetzungen für das duale Studium gibt und Sie andererseits die kombinierte Ausbildungsform nicht ohne Probleme abbrechen können, ist eine intensive Recherche vor einer Bewerbung unabdingbar! Das gilt für Studiengänge und Hochschulen bzw. Berufsakademien sowie potenzielle Unternehmen ebenso wie für die Inhalte und Anforderungen des jeweiligen Studiengangs.
Wenn Sie sich für ein duales Studium entscheiden, erhalten Sie eine typische Ausbildungsvergütung für die Branche und den betrieblichen Ausbildungsgang. Außerdem sind Sie sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Basis ist eine Gesetzesänderung: Seit 2012 ist eine entsprechende Regelung im Sozialgesetzbuch IV festgehalten.
Achtung: Bitte beachten Sie, dass Sie Ihre Ausbildungsvergütung versteuern müssen. Kalkulieren Sie daher stets mit dem Nettogehalt!
Die Ausbildungsvergütung ist eine gute Basis, um die Studienkosten zu begleichen. Denn neben den Lebenshaltungskosten müssen Sie Semesterbeiträge und Studiengebühren sowie die Anschaffung von Lehrmaterial finanzieren.
Die genauen Kosten lassen sich allgemein nicht berechnen und sind vom konkreten Studienort, dem Studiengang und nicht zuletzt von der Art der Hochschule abhängig. Berufsakademien und private Hochschulen berechnen häufig relativ hohe Studiengebühren, während staatliche Hochschulen im Regelfall sehr moderate oder keine Gebühren verlangen. Im konkreten Fall können die Studiengebühren zum Teil deutlich über 450 Euro im Monat liegen. Bei einer Studienzeit von sechs bis acht Semestern ergeben sich so allein durch Studiengebühren Kosten im deutlich fünfstelligen Bereich. Hinzu kommen uneinheitliche, aber moderate Semesterbeiträge und die Anschaffungskosten für Lehrmaterial. Diese sind wiederum vom konkreten Studiengang und den damit verbundenen Anforderungen abhängig.
Studienkosten und Lebensunterhalt sind häufig trotz der Ausbildungsvergütung nicht ohne Weiteres zu stemmen. Sofern Sie keine Unterstützung durch Eltern oder andere Angehörigen bekommen oder selbst über Rücklagen verfügen, sind Sie möglicherwiese auf weitere Finanzierungsquellen angewiesen.
Eine häufige Finanzierungsquelle ist der Arbeitgeber. Viele Unternehmen übernehmen einen Teil der der Studiengebühren. Häufig handelt es sich dabei um 50 Prozent. Es gibt aber auch beide Extreme: Einige zahlen nichts, andere übernehmen 100 Prozent der Studiengebühren. Die Kostenübernahme ist zunächst äußerst positiv, da Sie so je nach eigenen Lebenshaltungskosten finanziell in der Regel gut über die Runden kommen. Allerdings lassen sich fast alle Arbeitgeber eine Rückzahlungsklausel unterzeichnen. Diese kommt zum Beispiel bei einem Abbruch des dualen Studiums zum Tragen. Sie kann aber auch an eine bestimmte Mindestzugehörigkeitsdauer zum Unternehmen nach erfolgreichem Studienabschluss gebunden sein. Möchten Sie dann vorzeitig den Arbeitgeber wechseln, müssen Sie ggf. ein Teil der übernommenen Studiengebühren zurückzahlen. Diese Rückzahlungsklauseln sind jedoch rechtlich teilweise umstritten.
Reichen die eigenen Mittel nicht aus, um Studium und Lebensunterhalt zu finanzieren, kommen ggf. weitere Quellen in Betracht. Diese sind jedoch von der individuellen Lebenssituation abhängig. Daher gilt: Prüfen Sie intensiv, ob einige dieser Finanzierungsmöglichkeiten für Sie in Betracht kommen und Sie einen Anspruch darauf haben. Die wichtigsten davon sind:
Eventuell sind weitere finanzielle Förderungsmöglichkeiten möglich. Eine individuelle Beratung bieten unter anderem die Studentenwerke an.