Zum Inhalt springen

Statistik studieren

Der Fachbereich Statistik beschäftigt sich mit der Planung, Durchführung und Auswertung von quantitativen und qualitativen Untersuchungen. Daraus leiten Studierende der Statistik Zusammenhänge ab und gewinnen Erkenntnisse zum Ist-Zustand und für die Entwicklung von Handlungsoptionen.

„Statisticum“ ist ein Begriff aus dem Lateinischen und heißt übersetzt „den Staat betreffend.“ Daraus abgeleitet ist das Wort Statistik. Frei übersetzt geht es im Fachbereich Statistik um die Lehre der Daten über den Staat. Diese Definition stammt von dem britischen Statistiker John Sinclair aus dem 19. Jahrhundert.

Statistik ist eine Wissenschaft, bei der viele inhaltliche Verknüpfungen in andere Fachbereiche wie Mathematik, Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Informatik und Ingenieurswissenschaften bestehen. Aus diesem Grund existieren abseits des Fachbereichs eine Reihe von Studiengängen, die Statistik als Lehrinhalt oder Nebenfach einbetten.

Welche Möglichkeiten gibt es, Statistik zu studieren?

Der Fachbereich Statistik ist relativ klein. Es gibt nur wenige Hochschulen, die innerhalb des Fachbereichs Studiengänge anbieten. Dazu zählen die Technische Universität Dortmund mit der einzigen Statistik-Fakultät im deutschsprachigen Raum, die Ludwig-Maximilians-Universität München und die Hochschule Magdeburg-Stendal/ Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Master-Studiengänge bieten die Universität Bielefeld, die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sowie in Kooperation die Berliner Universitäten. Neben den klassischen Studiengängen in Statistik können die Studierenden im Fachbereich unter anderem auch Biostatistik, Demografie oder Survey Statistik wählen.

Im Fachbereich Statistik existieren nur die Angebote der genannten Universitäten. Zusätzlich bieten verschiedene Hochschulen Studiengänge und Weiterbildungen an, die jedoch einen speziellen Teilbereich der Statistik behandeln und keinen vergleichbaren Abschluss beinhalten.

Für wen sind Studiengänge des Fachbereichs Statistik geeignet?

Studiengänge im Fachbereich Statistik überraschen mit einem großen Mathematikanteil und mit viel Projektarbeit. Darauf sollten sich Studierende einstellen. Vorteilhaft sind folgende Eigenschaften:

  • sehr gute Mathematikkenntnisse,
  • Fähigkeit zur Dateninterpretation,
  • gute EDV-Kenntnisse,
  • gute Englischkenntnisse,
  • Spaß an Studien und Projektarbeit
  • interdisziplinäres Arbeiten,
  • Teamfähigkeit.

Entstehen besondere Kosten in den Statistikstudiengängen?

Abgesehen von Semestergebühren und je nach Bundesland ggf. Studiengebühren fallen für die Studiengänge im Fachbereich Statistik keine besonderen Kosten an. Wer die an Universitätsrechnern verfügbare Software selbst kaufen möchte, muss allerdings mit einer drei- bis vierstelligen Summe für die Lizenzen rechnen.

Was verdienen Statistikerinnen und Statistiker?

Statistikerinnen und Statistiker konkurrieren auf dem Arbeitsmarkt mit Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftlern, Mathematikerinnen und Mathematikern und zum Teil mit Informatikerinnen und Informatikern. Durch das nicht klar abgrenzbare Berufsbild ist es schwer, konkrete Gehaltssummen zu nennen. Ein typischer Arbeitgeber ist der Öffentliche Dienst. Die Forschungsinstitute, Hochschulen oder Behörden gruppieren Statistikerinnen und Statistiker in der Regel in die Entgeltgruppe 13 ein. Das entspricht (Stand 2015) einem Einstiegsgehalt von rund 42.000 Euro im Jahr. Das Maximum nach langen Berufsjahren liegt in dieser Entgeltgruppe bei ca. 60.500 Euro. Niedrigere Einstufungen sowie bei zusätzlicher Verantwortung ein Entgeltsprung sind möglich. In der freien Wirtschaft liegt der Verdienst ebenfalls in diesem Bereich, wobei mit Berufserfahrung und bei Verantwortungsbereichen ein höheres Gehalt als im Öffentlichen Dienst möglich ist.

Das Ansehen des Berufs der Statistikerinnen und Statistiker in unserer Gesellschaft

Statistikerinnen und Statistiker haben die Herrschaft über Zahlen. Das verschafft ihnen in der Bevölkerung Ansehen. Insbesondere die Durchführung und Auswertung von Meinungsumfragen ist in der Gesellschaft nicht nur wegen der sogenannten „Sonntagsfrage“ zur parteipolitischen Präferenz sehr präsent. Zwar verstehen die meisten Menschen das hinter der Auswertung liegende System nicht, aber den Verantwortlichen schreiben Sie – gerade auch deshalb – oft eine große Kompetenz zu. Allerdings gilt auch der Spruch: „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.“ Daher sehen nicht alle Menschen die Darstellung von Zahlen als ehrenwert an. Zudem reicht das Ansehen der Statistikerinnen und Statistiker nicht an das der Mathematikerinnen und Mathematiker heran.

Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt für Absolventinnen und Absolventen eines Statistikstudiums?

Es besteht in Deutschland ein Bedarf an gut ausgebildete Statistikerinnen in Statistikern. Es gibt in der Forschung und Wirtschaft gegenüber den angelsächsischen Ländern einen Nachholbedarf an statistischen Auswertungen. Daher sind die Arbeitsmarktbedingungen kurz- und mittelfristig grundsätzlich als gut einzustufen. Allerdings müssen Absolventinnen und Absolventen frühzeitig Kontakte knüpfen und idealerweise zusätzliche Praktika absolvieren, um sich gegen die ähnlich qualifizierte Konkurrenz aus anderen Fachbereichen durchzusetzen.

Der klassische Arbeitgeber neben öffentlichen Behörden wie den Landesämtern für Statistik ist die Sozial- und Meinungsforschung. Hier konkurrieren die Statistikerinnen und Statistiker mit Mathematikerinnen und Mathematikern, Informatikerinnen und Informatikern, Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Wirtschaftswissenschaftler sowie Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftlern. Aber auch in anderen Bereichen wie der medizinischen und pharmazeutischen Forschung, dem Versicherungswesen sowie in der Unternehmensberatung arbeitet eine größere Zahl von Statistikerinnen und Statistikern.

Geschichte und Herkunft

Das Erheben und Auswerten von Zahlenkolonnen ist keine neue Erfindung. Spätestens in der Antike ließen Regenten die Bevölkerungszahl ermitteln, die möglichen maximalen eigenen Truppenstärken ermitteln oder das nächste Steueraufkommen schätzen. Die vermutlich erste Volkszählung ist beispielsweise für Babylon vor 6.000 Jahren nachgewiesen.

Nach dem Übergang der Antike zum christlichen Mittelalter rückten statistische Methoden aus dem Fokus des Interesses. Aus dieser Zeit existieren nur sehr wenige Aufzeichnungen über geführte Statistiken. Das änderte sich erst mit dem Merkantilismus. Zu dieser Zeit gewannen Daten über Geldflüsse, Bevölkerungszahlen und Warentransporte wieder an Bedeutung. In Preußen ließ Johann Peter Süßmilch im 18. Jahrhundert umfassende Zahlen zur Bevölkerung erheben. Er gilt als einer der ersten renommierten Statistiker der jüngeren Vergangenheit. Die preußischen Erhebungen führten 1872 zur Gründung des Statistischen Amtes des Deutschen Reichs. Seit diesem Zeitpunkt führen Statistikerinnen und Statistiker in ganz Deutschland regelmäßig Erhebungen durch.

Aus der bloßen Aufzeichnung und Deutung entwickelte sich mit Einbeziehen der Wahrscheinlichkeitsrechnung eine Wissenschaft, die Analyse, und Prognose von Ereignissen und Bedarfen ermitteln konnte. Der Belgier Adolphe Quételet ist im 19. Jahrhundert Vorreiter dieser statistischen Arbeitsweise gewesen. Im 20. Jahrhundert prägten vor allem Charles Spearmen und Karl Pearson im wissenschaftlichen Wettstreit die Statistik und trieben die wissenschaftliche Entwicklung voran.

Heute ist die Statistik im Alltag allgegenwärtig. Demografische Zahlen, politische Trends, wirtschaftliche Entwicklungen, Sportstatistiken oder epidemiologische Bestandsaufnahmen sind typische Ergebnisse der statistischen Methoden.