Im Bauingenieurwesen geht es um die Planung, den Entwurf und den Bau von verschiedensten Bauwerken. Während der Laie mitunter dazu neigt, darunter in erster Linie Wohnhäuser oder Gewerbebauten zu verstehen, reicht die Tätigkeit von Bauingenieuren / Bauingenieurinnen deutlich weiter. Sie erstellen Konzepte für Wasserversorgungsanlagen, arbeiten bei der Konstruktion von Windenergieanlagen mit, nehmen energetische Sanierungen verschiedenster Gebäude vor, beschäftigen sich mit der Klärung von Abwasser oder retten Menschenleben durch die Gestaltung noch stabilerer Deiche und Dämme. Sie gestalten die gesamte Umwelt ebenso wie das Bild der Städte mit.
Das Studium im Bauingenieurwesen ist zwar an und für sich sehr praxisorientiert gestaltet, doch kommen dabei insbesondere im naturwissenschaftlich geprägten Grundstudium die theoretischen Inhalte nicht zu kurz. Neben den Grundlagen wie Mathematik, Informatik, Mechanik oder Physik, um die kaum ein Ingenieur / eine Ingenieurin herumkommt, spielen hier auch praxisnähere Themen wie Baustoffkunde, Konstruktionslehre, Werkstoffkunde, Bauphysik/-chemie, Vermessungskunde, Baukonstruktion und Bauinformatik eine große Rolle. Auch wenn Bauberufe nach wie vor als Männerdomäne gelten, sollten Frauen vor einem Studium nicht zurückschrecken – mittlerweile liegt die Frauenquote im Bauingenieurwesen bei mehr als 50 Prozent.
Früher hatte der Baumeister verschiedenste Funktionen inne. Vom Architekten über den Vermesser bis hin zum Landschaftsplaner und Bauingenieur war er mehrere Berufe in Union. Erst als im 19. Jahrhundert die industrielle Revolution einsetzte und schnell an Fahrt aufnahm, wurde die technische Ausbildung mehr forciert und der Beruf des Baumeisters splittete sich auf. Nach und nach entstanden spezialisierte Berufe, so auch der des Bauingenieurs. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurden erste Gewerbeschulen gegründet, die der Ausbildung von Bauingenieuren dienten. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts bildeten sich schließlich erste universitäre Studienangebote im Bereich Bauingenieurwesen heraus. Jedes Jahr nehmen mehr als 6.500 Studierende ein Studium in diesem Fachbereich auf.
Den Fachbereich Bauingenieurwesen gibt es an sehr vielen Fachhochschulen und Universitäten in Deutschland. Auch an Berufsakademien kann man den einen oder anderen Studiengang aus dem Baubereich finden. Der Ausbildungsmarkt hält zudem Fernstudiengänge sowie Teilzeitstudiengänge für Teilnehmer / Teilnehmerinnen bereit, die zeitlich flexibel studieren möchten. Das duale Studium ist im Bauingenieurwesen sehr verbreitet – mehr als 20 Hochschulen bieten diesen Studienmodus deutschlandweit bereits an. Die Studierenden erwerben neben ihrem Bachelorabschluss auch einen Facharbeiterabschluss, beispielsweise als Beton- und Stahlbetonbauer, Bauzeichner oder auch als Rohrleitungsbauer.
Der Studienbereich Bauingenieurwesen ist besonders vielfältig. Rund 100 unterschiedliche Bachelor- und Masterprogramme werden in Deutschland angeboten. Häufig gewählt werden beispielsweise folgende Vertiefungsrichtungen:
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, sich nach dem Bachelorabschluss durch ein Masterstudium zusätzlich zu spezialisieren, beispielsweise in folgenden Bereichen:
Studiengänge im Fachbereich Bauingenieurwesen eignen sich für Personen, die sich für Bauwerke sowie deren Entstehung interessieren. Begeisterung für technische Vorgänge und für naturwissenschaftliche Prozesse sollten für angehende Bauingenieure / Bauingenieurinnen selbstverständlich sein. Hilfreiche Fähigkeiten für das Studium und die spätere Arbeit sind handwerkliches Geschick, räumliches Vorstellungsvermögen und technisches Verständnis. Organisationstalent, soziale Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein sind für die Tätigkeit im Bauwesen ebenfalls nützlich.
Das Bauingenieurwesen-Studium bringt ähnliche Kosten mit sich wie andere Studiengänge. An öffentlichen Hochschulen wird oft ein Studienbeitrag von mehreren hundert Euro je Semester erhoben. Teilweise ist das Studium auch gebührenfrei. An privaten Hochschulen hingegen müssen sich die Studierenden auf deutlich höhere Gebühren einstellen, die je nach Abrechnungsmodell variieren. Hinzu kommen die Lebenshaltungskosten wie Miete, Auto oder Kleidung, die sich jedoch je nach Region stark unterscheiden. Hinzu kommen außerdem Lehrmaterialien. Mitunter können Kosten für eine persönliche Schutzausrüstung (z. B. Sicherheitsschuhe) anfallen, wenn Praktika am Bau oder auch Exkursionen veranstaltet werden.
Durch die Verschiedenartigkeit der Jobs in der Baubranche variiert auch das mögliche Einstiegsgehalt für Bauingenieure / Bauingenieurinnen. Je nach Größe des Unternehmens und Region verdienen sie zwischen 35.000 und 45.000 Euro pro Jahr. Mit etwas Berufserfahrung steigt ihr Einkommen auf 45.000 bis 60.000 Euro. Zudem werden die Absolventen / Absolventinnen häufig mit Zusatzleistungen wie einem eigenen Firmenwagen, einem Mobiltelefon für die Privatnutzung oder Prämien gelockt. In den alten Bundesländern verdienen Bauingenieure / Bauingenieurinnen durchschnittlich rund 20 Prozent mehr als in den neuen Bundesländern. Frauen verdienen in dieser Branche deutlich schlechter als Männer.
Ingenieure gehören mit zu den angesehensten Berufsständen in Deutschland. Dementsprechend genießen auch Bauingenieure einen guten Ruf in der Gesellschaft. Sie gelten als Macher, die die Vorstellungen anderer in die Wirklichkeit umsetzen. Allerdings arbeiten sie in einem Gewerbe, in dem Verspätungen und explodierende Kosten zum Alltag gehören, weshalb sie des Öfteren als unzuverlässig und verschwenderisch angesehen werden.
Die meisten Absolventen / Absolventinnen werden nach ihrem Abschluss im Hoch- und Tiefbau tätig. Weitere Einsatzbereiche finden sich aber beispielsweise in Baustoffunternehmen, bei Versicherungen, bei Bausoftwareentwicklern, in der Verkehrsbranche oder im öffentlichen Dienst. Zudem machen sich viele Bauingenieure im eigenen Ingenieur- oder Planungsbüro selbstständig. Der Arbeitsmarkt sieht sehr rosig aus. Schon seit Jahren ist der Personalbedarf in diesem Beruf deutlich höher als die Zahl der Absolventen. Zudem ist bereits abzusehen, dass in den nächsten Jahren zahlreiche Ingenieure aus dem Arbeitsleben ausscheiden, sodass sich der Bedarf eher noch vergrößert.