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Geografie studieren

Die Geografie (im wissenschaftlichen Umfeld vorwiegend noch „Geographie“) ist die Wissenschaft der Erdoberfläche. Doch diese Bezeichnung greift inhaltlich viel zu kurz. Denn von der klassischen Kartografie über die Aufnahme und Analyse von Wechselwirkungen zwischen Erdoberfläche und Klima einerseits und dem Leben der Bevölkerung andererseits bis hin zu soziologischen Empfehlungen für Raumentwicklung beinhaltet sie viele Teilbereiche, die das praktische Leben unmittelbar berühren. Die Wichtigsten davon sind:

  • Kartografie,
  • Klimatologie,
  • Wirtschafts- und Sozialgeografie.

Der Fachbereich Geografie ist extrem interdisziplinär ausgerichtet. Die Studiengänge umfassen u. a. Methoden und Kenntnisse aus sozialwissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereichen.

Welche Möglichkeiten gibt es, Geografie zu studieren?

Der Studiengang der Geografie ist eher eng gefasst. Allerdings setzen die Hochschulen in den einzelnen Studiengängen Schwerpunkte, die sehr unterschiedlich sind. Neben den klassischen Studiengang Geografie existieren zum Beispiel Geografie-Studiengänge unter den Zusatzbezeichnungen Kulturgeografie, Humangeografie oder Ressourcenanalyse und -management. Außerdem können Studierende im Fachbereich Studiengänge wie Angewandte Geographie, Geoinformation und Visualisierung, Hydrologie oder Wirtschafts- und Sozialgeographie wählen.

Die Studiengänge im Fachbereich Geografie sind inzwischen fast alle auf Bachelor und Master umgestellt. Es gibt keine generelle Zulassungsbeschränkung durch Numerus clausus. Der freie Zugang mit (Fach-) Hochschulreife hängt jedoch vom konkreten Studiengang ab. Der Praxisanteil der Lehre ist relativ groß. Daher existieren keine Fernstudiengänge. Studiengänge im Fachbereich Geografie sind typische Präsenzstudiengänge.

Für wen sind Studiengänge des Fachbereichs Geografie geeignet?

Geografie gilt als universelle Disziplin. Das bedeutet, Studierende müssen eine breite Palette von Fähigkeiten und Eigenschaften mitbringen, um den Anforderungen des Studiums gerecht werden zu können. Dazu zählen zum Beispiel:

  • gute Kenntnisse der Mathematik und Spaß an Statistik,
  • Kenntnisse in den anderen Naturwissenschaften,
  • Interesse an politischen und soziologischen Zusammenhängen sowie sozialwissenschaftlichen Methoden,
  • Rhetorik und Spaß am Präsentieren,
  • akkurate und interdisziplinäres Arbeiten,
  • flexibles Denken,
  • Talent zur Dateninterpretation,
  • Bereitschaft zu Exkursionen und Geländeübungen,
  • Teamfähigkeit.

Entstehen besondere Kosten in den Studiengängen der Geografie?

Studierende müssen Semesterbeiträge zahlen und je nach Bundesland ggf. mit Studiengebühren rechnen. Darüber hinaus fallen regelmäßig zusätzliche Kosten an. Denn Geografie ist ein Fachbereich, in dem die Studierenden viele Exkursionen und Geländeübungen machen müssen. Die Kosten können sich in einzelnen Semestern auf eine hohe drei- oder sogar vierstellige Summe aufaddieren.

Was verdienen Geografinnen und Geografen?

Die Einstiegsgehälter von Geografinnen und Geografen liegen im Durchschnitt bei rund 31.000 Euro im Jahr. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede, die von der konkreten Stelle, der Region und dem Arbeitgeber abhängig sind. Dabei bietet ein Masterabschluss oder das alte Diplom gegenüber einem Bachelorabschluss bessere Gehaltschancen.

Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes stufen Geografinnen und Geografen offiziell nach Qualifikation in die Entgeltgruppe 13 ein. Das entspricht einem Monatsgehalt zwischen ca. 3.300 Euro (Einsteiger) bis maximal ca. 4.700 Euro. Tatsächlich basiert die Einstufung aber auf der Stellenbeschreibung und kann immer wieder deutlich schlechter, teilweise auch besser ausfallen.

In der freien Wirtschaft hängen die tatsächlich erzielbaren Gehälter noch stärker von der Stellenbeschreibung ab. Gehälter um 50.000 Euro im Jahr sind mit etwas Berufserfahrung jedoch sehr realistisch.

Das Ansehen des Berufs der Geografinnen und Geografen

Das unspezifische Berufsfeld trägt dazu bei, dass die meisten Menschen die Vielfalt der Aufgabenbereiche von Geografinnen und Geografen nicht wahrnehmen. Daher herrscht in der Öffentlichkeit immer noch das Bild von Landvermesserinnen und Landvermessern vor, die vorrangig für gutes Kartenmaterial sorgen. Diesen Aspekt der Geografie und damit der Berufsgruppe schätzen die meisten Menschen als Teil der Ingenieurskunst mit einem entsprechenden Ansehen ein. Je konkreter die Stelle einer Geografin bzw. eines Geografens definiert ist, desto eher verstehen die Menschen die Bedeutung des Berufs und seiner Auswirkungen für das alltägliche Leben. Das wiederum ist förderlich für das Ansehen der jeweiligen Person.

Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt für Absolventinnen und Absolventen eines Studiums der Geografie?

Viele Geografinnen und Geografen besetzen Stellen, die sich mit Standortplanung, Landkartenherstellung, Umweltschutz, Energiegewinnung oder Stadt- und Regionalentwicklung (Wirtschaftsförderung) beschäftigen. Der Bedarf ist langfristig vorhanden. Zusätzlich entwickelt sich der Tourismusbereich zu einem interessanten Arbeitgeber für Absolventinnen und Absolventen mit geeigneten Schwerpunkten. Schließlich sind auch Einrichtungen der Forschung und Lehre ein beliebter Arbeitgeber.

Selten sind Stellen jedoch explizit für Geografinnen und Geografen ausgeschrieben. Sie konkurrieren mit Absolventinnen und Absolventen aus anderen Fachbereichen. Daher sollten sich die Studierenden schon früh im Studium spezialisieren und dazu passende Praxiserfahrung sammeln. Denn Spezialistinnen und Spezialisten haben auch langfristig durchaus Chancen auf dem sehr ungefähr umrissenen Stellenmarkt für diesen Berufszweig. Ohne Spezialisierung wird es jedoch schwer, in einem wenig klar umrissenen Berufsfeld Fuß zu fassen.

Geschichte und Herkunft

Spätestens in der Antike wuchs die Bedeutung von geografischen Kenntnissen und Kartenmaterial. Um 550 v. Chr. gelang es Anaximander aus Milet eine Karte der Länder und der Meere zu skizzieren. Eratosthenes errechnete um späten 3. Jahrhundert vor Christus erstmals den Erdumfang. Karten bekamen für Griechen und Römer eine wichtige Bedeutung bei der Verwaltung ihrer Herrschaftsgebiete und für Feldzüge.

Trotz der frühen Entwicklung einer geografischen Profession verlor die Wissenschaft zunächst wieder an Bedeutung. Erst 1514 nahm der Wiener Astronom Georg Tannstetter die Geografie in die wissenschaftlichen Lehre an der Universität auf. Aus diesen Anfängen entwickelte sich die Geografie schnell zu einem Wissenschaftszweig, der nicht nur Karten und Landesgrenzen, sondern auch die sich daraus ergebenen historischen, sozialen und religiösen Zusammenhänge thematisierte.

Alexander von Humboldt und Carl Ritter gelten als Begründer der modernen Geografie (Anfang des 19. Jahrhunderts). In der Folge entstanden „geographische Gesellschaften“. Zur Zeit des Deutschen Reichs boten immer mehr Universitäten Geografie als Studium an. Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich die Geografie in Deutschland langsam, aber stetig. Heute umfasst sie viele Teilbereiche und Spezialisierungen wie Städtebau, Raumentwicklung und Umweltschutz.