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Ernährungswissenschaften studieren

Der Fachbereich Ernährungswissenschaften umfasst die beiden Hauptzweige Trophologie und Ökotrophologie. In der öffentlichen Diskussion vermischt sich beides zu Ernährungswissenschaften. Jedoch ist die Trophologie eine wissenschaftliche Disziplin, die aus der Chemie hervorgegangen ist und das Thema Ernährung mit rein naturwissenschaftlichen Ansätzen erforscht. Die Ökotrophologie ist weiter gefasst und heißt auch Haushalts- und Ernährungswissenschaften. Diese Disziplin berücksichtigt zusätzlich soziale und psychologische Aspekte der Ernährung. In die Studiengänge im Fachbereich Ernährungswissenschaften fließen außerdem ökonomische, technische und medizinisch-physiologische Grundlagen ein.

Welche Möglichkeiten gibt es, Ernährungswissenschaften zu studieren?

Ausgehend von der Zweiteilung der Ernährungswissenschaften in Trophologie und Ökotrophologie entstanden rund drei Dutzend Studiengänge an den deutschen Hochschulen. Diese bieten eine breite inhaltliche Vielfalt. Zu den Angeboten gehören unter anderem die Studiengänge Lebensmittelwirtschaft, Oecotrophologie, Weinwirtschaft, Ernährungsökonomie, Diätetik und Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften sowie der Studiengang Lebensmittel, Ernährung, Hygiene.

Studiengänge mit trophologischer Ausrichtung bieten die Hochschulen als Präsenzstudium an. Grund ist der große Anteil der Laborarbeit und praktischer Übungen. Darüber hinaus gibt es verschiedene ökotrophologische Angebote, die Studierende als Präsenzstudium, Fernstudium sowie als duales Studium wählen können. Nur ein Teil der Studiengänge ist zugangsbeschränkt und mit einem Numerus clausus ausgestattet. Ferner gibt es die Möglichkeit ein Fernstudium Ernährungsberater zu belegen, welches von mehreren privaten Hochschulen angeboten wird.

Fernstudium

Studierende, die an einem Fernstudium in Ernährungswissenschaften interessiert sind, sollten die Angebote sehr genau sichten. Denn es gibt Dutzende von Lehrgängen, die mit Studiengängen im Fachbereich verwandt sind. Jedoch schließen diese nicht mit einem wissenschaftlichen Grad ab. Ausnahmen sind zum Beispiel der Bachelorstudiengang Ernährungstherapie an der Hochschule Anhalt in Halle sowie der Bachelorstudiengang Ernährungsberatung an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken.

Duales Studium und Abendstudium

Die Hochschulen haben eine Vielzahl von Studiengängen im Fachbereich als duales Studium konzipiert. Studierende sollten sich jedoch genau informieren, ob sie in ihrem gewünschten Studiengang tatsächlich einen wissenschaftlichen Abschluss erreichen können. Außerdem können private Hochschulen Studiengebühren verlangen.

Mit welchem Gehalt können Ernährungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler rechnen?

Die Gehaltsspanne im Berufsfeld der Ernährungswissenschaften ist extrem groß. Das liegt daran, dass viele Quereinsteiger in diesem Beruf arbeiten. Daher sind Gehälter von 2.000 bis 2.800 Euro üblich. Ein Teil der Ökotrophologinnen und Ökotrophologen arbeitet selbstständig. In diesem Fall ist das Gehalt vom Stundensatz und Kundenstamm abhängig.

Etwas mehr verdienen Angestellte in der Pharma- und Lebensmittelindustrie. Hier sind Einstiegsgehälter um 3.000 Euro monatlich üblich, später können die Gehälter auf 5.000 Euro und mehr klettern. Speziell in der Produktentwicklung, Qualitätssicherung und im Marketing liegen die Gehälter in diesem Bereich.

Ein weiteres Berufsfeld für Absolventinnen und Absolventen im Fachbereich Ernährungswissenschaften ist die Fachredaktion oder das Verlagswesen. Speziell Fachpublikationen suchen immer wieder qualifizierte Redakteure, die über fundiertes Know-how verfügen. Frühzeitiges Kontaktknüpfen und zielgerichtete Praktika sind jedoch Voraussetzung, um an solche Positionen zu kommen. Das Gehalt liegt hier je nach Berufserfahrung, Stellenzuschnitt und Arbeitgeber zwischen ca. 2.800 und 4.600 Euro, in leitenden Funktionen auch höher.

Welches Ansehen bringt es mit sich, Ernährungswissenschaften zu studieren?

Ernährungswissenschaftlerinnen und Ernährungswissenschaftler beschäftigen sich mit der Ernährung und der Wirkung auf die Menschen. Damit sind sie Expertinnen und Experten in einem Bereich, der alle Menschen betrifft. Da viele Menschen Gewichtsprobleme haben, genießen die Fachleute dieser Berufsgruppe ein hohes Ansehen. Dennoch ist dieses nicht mit dem von Medizinerinnen und Medizinern vergleichbar. Die Berufsgruppe gilt als modern und kompetent, aber auch als vergleichsweise bodenständig bezüglich ihrer wissenschaftlichen Ausbildung.

Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt für Absolventinnen und Absolventen eines Studiums der Ernährungswissenschaften?

Obwohl viele Studierende später gern als Ernährungsberaterin bzw. Ernährungsberater arbeiten möchten, gibt es in diesem Bereich relativ wenig Stellen. Daher versuchen sich viele Absolventinnen und Absolventen in einer freiberuflichen Tätigkeit, in der die Konkurrenz groß ist.

Typische Arbeitsplätze finden sich eher in der Lebensmittelindustrie, in der Qualitätssicherung und im Marketing. Auch die Pharmaindustrie ist ein relevanter Arbeitgeber. Weitere Segmente sind Fachredaktionen und Verlage sowie Public Relations. In allen diesen Bereichen suchen Arbeitgeber nach qualifizierten Fachkräften.

Mittelfristig sind die Berufsaussichten noch immer gut, auch wenn die Zahl der Absolventinnen und Absolventen steigt und zusätzlich viele Interessierte nicht-universitäre Qualifizierungsmaßnahmen beginnen. Daher könnte es langfristig zu einem Überangebot von Ernährungswissenschaftlerinnen und Ernährungswissenschaftlern kommen. Aber es gibt einen Lichtblick: Ernährung ist immer ein aktuelles Thema und speziell die Lebensmittelindustrie passt den Geschmack und die Zusammensetzung ihrer Produkte immer wieder dem Zeitgeist an. Beides bietet Berufschancen.

Geschichte und Herkunft

Ursprünglich befassten sich Chemikerinnen und Chemiker mit Nährstoffen, Vitaminen und Ernährung insgesamt. Das änderte sich mit John Yudkin, der als einer der ersten und führenden Ernährungswissenschaftler galt. Er hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Universität London in den 1950er-Jahren erstmals den naturwissenschaftlichen Studiengang Ernährungswissenschaften einrichtete. Deutsche Universitäten zogen ab 1956 nach. Den ersten Lehrstuhl für Ernährungslehre richtete die Universität Gießen ein.