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Chemie studieren

In Wasser gelöstes Salz, Atomkraft, Batterien, Geschmacksverstärker und Kunststoffe sind nur einige der vielen Themen für die Chemie, die den Alltag maßgeblich bestimmen. Im Fachbereich Chemie lernen Studierende, wie Stoffe aufgebaut sind, welche Eigenschaften daraus resultieren und wie sie Stoffe verändern können. Typische Bestandteile des Studiums sind chemische Bindungen und chemische Reaktionen der anorganischen und organischen Chemie sowie physikalischen Chemie und Theorien der analytischen Chemie.

Welche Möglichkeiten gibt es, ein Chemie Studium zu absolvieren?

Die Bandbreite der Studiengänge im Fachbereich Chemie ist sehr groß. Neben generalistischen Chemie-Studiengängen bieten die Hochschulen spezialisiertere Studiengänge wie Technische Chemie, Biochemie, Toxikologie, Umweltchemie und Angewandte Chemie. Es gibt über 60 verschiedene Angebote mit eigenen Schwerpunkten.

Die Universitäten haben die meisten Studiengänge im Fachbereich Chemie inzwischen auf Bachelor und Master umgestellt. Einen Numerus clausus gibt es nur für sehr wenige Studiengänge. Aufgrund der vielen Laborübungen und praktischen Arbeiten bieten die Universitäten die Studiengänge grundsätzlich nur als Präsenzstudium an.

Fernstudium

Im Fachbereich existieren keine Fernstudiengänge. Allerdings bieten einzelne Hochschulen verwandte Studiengänge an. Dazu zählen der Masterstudiengang Nanotechnology/Nanobiotechnology an der Universität Kaiserslautern und der Bachelorstudiengang Chemische Verfahrenstechnik an der an der Wilhelm Büchner Hochschule.

Duales Studium und Abendstudium

Einen Teil der Studiengänge bieten die Hochschulen als Abendstudium bzw. duales Studium an. Auf diese Weise können Berufstätige nebenbei einen wissenschaftlichen Abschluss erreichen.

Für wen sind Studiengänge des Fachbereichs Chemie geeignet?

Studierende haben häufig Schwierigkeiten, gut durch die ersten Semester zu kommen, da analytische Chemie auf dem Lehrplan steht. Diese Fachrichtung kommt in den schulischen Lehrplänen praktisch nicht vor und erfordert ein Umdenken. Daher sollten sich Interessierte vor Antritt eines Studiums mit den Grundzügen der analytischen Chemie vertraut machen. Ebenfalls unterschätzen viele die Bedeutung der Biologie für das Studium.

Für das Studium sind folgende Kompetenzen und Eigenschaften sinnvoll:

  • starkes Interesse an Chemie, Physik und Biologie,
  • sehr gute Mathematikkenntnisse,
  • sehr gute Englischkenntnisse,
  • keine allergischen Reaktionen auf Chemikalien,
  • unempfindliches Wesen (Gestank, Arbeit am Tier in der Biochemie), 
  • Bereitschaft zu langen Laborarbeiten im Stehen,
  • analytisches Denken, 
  • großer Lerneifer.

Entstehen besondere Kosten in den Chemiestudiengängen?

Studierende im Fachbereich müssen die üblichen Semestergebühren und ggf. je nach Bundesland Studiengebühren zahlen. Durch Laborarbeiten entstehen Zusatzkosten. Je nach Hochschule müssen die Studierenden Beiträge für verbrauchte Chemikalien und Glasbruch leisten sowie Kittel und eine Schutzbrille erwerben. Die Zusatzkosten belaufen sich ungefähr auf Beträge zwischen 50 Euro und 200 Euro pro Semester.

Was verdienen Chemikerinnen und Chemiker?

Die Tarifverträge der Chemie sehen für Chemikerinnen und Chemiker im zweiten Berufsjahr ein Gehalt von 57.000 Euro (ohne Promotion) bzw. 63.000 Euro (mit Promotion) im Jahr vor. Allerdings gilt dieser Tarifvertrag nur für einen kleinen Teil der potenziellen Arbeitgeber. So liegen die tatsächlichen Gehälter für Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger in der Chemieindustrie bei rund 52.000 Euro, in Forschungseinrichtungen bei ca. 38.000 Euro. Das ist immer noch deutlich mehr als bei Absolventinnen und Absolventen anderer Fachbereiche.

Neben dem Studienabschluss ist leider immer noch das Geschlecht entscheidend für das Gehalt. So verdienen Chemikerinnen mit späterer Berufserfahrung rund 55.000 Euro im Monat, während ihre männlichen Kollegen auf ca. 70.000 Euro kommen.

Ebenfalls wichtig für das konkret erzielbare Gehalt ist die Größe und der Sitz des Arbeitgebers. So zahlen diese im Westen und Süden der Republik deutlich bessere Gehälter als im Osten.

Wer sich durch gute Arbeit empfiehlt und Karrieresprünge schafft, kann später in leitenden Funktionen sehr gut verdienen. Dort sind Gehälter im sehr hohen fünfstelligen oder im sechsstelligen Bereich üblich.

Das Ansehen des Berufs der Chemikerinnen und Chemiker in unserer Gesellschaft

Die Wissenschaft der Chemie ist vielen Menschen nur ungefähr bekannt. Wenn es stinkt, knallt und raucht, ist das Chemie. Daher genießen Chemikerinnen und Chemiker grundsätzlich kein besonders hohes Ansehen in der Gesellschaft. Viele Menschen schieben ihnen in Stellvertretung für die Konzerne den Schwarzen Peter für Umweltverschmutzung und -gefahren zu. Dennoch sind Chemikerinnen und Chemiker Vertreter einer „Wissenschaft mit weißen Kitteln“. Diese ist so spezialisiert, dass normale Menschen die Tätigkeit und das damit verbundene Wissen respektieren und zum Teil bewundern.

Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt für Absolventinnen und Absolventen eines Studiums der Chemie?

Rund jede zehnte Absolventin bzw. jeder zehnte Absolvent meldete sich nach Zahlen der Gesellschaft Deutscher Chemiker 2013 arbeitssuchend. Das entspricht in etwa dem Niveau der Vorjahre, wobei die Lage sich gegenüber den 1980er- und 1990er-Jahren deutlich verbessert hat. Erschwerend kommt hinzu, dass die Zahl der Erstsemester sich in den vergangenen Jahren deutlich auf über 10.000 erhöht hat. Das lässt mittelfristig eine schwierige Arbeitsmarktsituation erwarten.

Dennoch ist der Beruf der Chemikerin bzw. des Chemikers zukunftsweisend. Die chemische Industrie ist Arbeitgeber für etwa 30 Prozent der Absolventinnen und Absolventen. Die Unternehmen haben auch langfristig Bedarf an gut ausgebildetem Fachpersonal. Zusätzlich finden Chemikerinnen und Chemiker Anstellungen in der Lebensmittelindustrie und in der Medizin. Dort ist nicht abzusehen, dass der Bedarf an Fachkräften sinkt. Langfristig wird die gesamte Petrochemie sich neu aufstellen müssen. Inwieweit dort Arbeitsplätze wegfallen oder durch neue innovative Verfahren sogar entstehen, ist derzeit nur schwer abzuschätzen.

Wichtig ist, dass Studierende sich spezialisieren und im Rahmen der Möglichkeiten den höchsten Abschluss anstreben. Ein Bachelorabschluss bietet auch langfristig nur geringe Berufs- und Karrierechancen. Ein Master, den fast alle Studierenden an der Universität anstreben, ist Grundvoraussetzung. Viele Unternehmen erwarten sogar eine Promotion. Das gilt auch für Einrichtungen der Forschung und Lehre.

Geschichte und Herkunft

Chemie hat ihre Ursprünge in der Alchemie, die bis in die Zeit der alten Ägypter und Griechen zurückreicht. Bis ins 19. Jahrhundert hinein galt die wissenschaftliche Betrachtung von Stoffen als Alchemie. Im 17. und 18. Jahrhundert kam parallel der Begriff der Chemie auf, der zunächst rationale Annahmen aus Beobachtungen alchemistischer Experimente bezeichnete.

Aus handwerklichen und medizinischen Disziplinen heraus entwickelten Justus Liebig und Gottlob Kastner um 1844 erstmals einen Studiengang der Chemie. Nach schweren Missernten zwischen 1848 und 1854 stieg das Interesse an der Wissenschaft, auf deren Grundlagen Unternehmen auch Düngemittel herstellen konnten. Bereits 1888 gab es 29 Universitäten und Hochschulen, die Studiengänge in Chemie anboten. Schon in der Anfangszeit forderten die Hochschulen von den Studierenden viel Laborarbeit und Praktika. Daran hat sich bis heute nichts geändert.