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Biotechnologie studieren

Biotechnologie und Bioingenieurwesen sind zwei eng verwandte Begriffe. Das Prinzip dahinter ist sehr ähnlich: Wissenschaftler forschen nach Wegen, um organische Stoffe für den Menschen nutzbar zu machen. Dieses Forschungsgebiet ist sehr weit gefasst und reicht von Medizin über haltbare Lebensmittel bis hin zu genveränderten Pflanzen.

Zur Abgrenzung der Anwendungsbereiche gibt es sechs Begriffe:

  • Die rote Biotechnologie beschäftigt sich mit Medizin, Pharmaprodukten und medizinischer Forschung,
  • die grüne Biotechnologie umfasst Landwirtschaft und Gentechnik bei Pflanzen,
  • die blaue Biotechnologie nutzt Meeresressourcen,
  • die weiße Biotechnologie befasst sich mit der industriellen Biotechnologie,
  • die braune Biotechnologie setzt den Schwerpunkt auf Umwelttechnik,
  • die graue Biotechnologie setzt den Fokus auf Abfallwirtschaft.

Diese Anwendungsbereiche beeinflussen auch die Ausrichtung des Bioingenieurwesens, das sich mit Verfahren und Vorrichtungen beschäftigt, die biotechnologischen Erkenntnisse in der Praxis zu nutzen

Welche Möglichkeiten gibt es, Biotechnologie / Bioingenieurwesen zu studieren?

Der Fachbereich ist interdisziplinär ausgerichtet und in seinen Schwerpunkten relativ heterogen. Die Angebote der Hochschulen reichen von Studiengängen wie Biotechnologie oder Molekulare Biowissenschaften über Prozesstechnik bis zu Angewandte Biomedizintechnik.

Die Studiengänge im Fachbereich Biotechnologie/Bioingenieurwesen sind sehr praxisorientiert. Neben Praktika gehören viele Laborübungen zum Studienplan. Daher sind die Studiengänge fast ausnahmslos Präsenzstudiengänge.

Nicht zu unterschätzen sind die Ausbildungsgänge an einzelnen Fachhochschulen. Zwar müssen Studierende mit einem Abschluss an der Fachhochschule meistens bei Gehaltsverhandlungen leichte Abschläge akzeptieren. Aber u. a. die FH Biberach und die FH Weihenstephan arbeiten eng mit großen Industriefirmen zusammen. Dadurch finden Absolventinnen und Absolventen schneller eine Anstellung.

Fernstudium

Es existiert derzeit nur der Master-Studiengang Nanobiotechnologie an der TU Kaiserslautern, den Studierende per Fernstudium absolvieren können.

Duales Studium

Wenige Hochschulen bieten im Fachbereich ein duales Studium an. Dennoch können die Studierenden im Fachbereich u. a. die Studiengänge Prozesstechnik und Bionik als duales Studium belegen.

Für wen sind Studiengänge des Fachbereichs Biotechnologie/Bioingenieurwesen geeignet?

Für Studiengänge im Fachbereich Biotechnologie/Bioingenieurswesen sollten die Studierenden ein ausgeprägtes Interesse an Technik und Naturwissenschaften mitbringen. Der interdisziplinäre Ansatz des Studiums überrascht einige Studierende, ebenso der Stellenwert der Technik und der Werkstoffe. Vorteilhaft sind für die Studiengänge im Fachbereich folgende Eigenschaften:

  • sehr gute Biologiekenntnisse,
  • sehr gute Mathematikkenntnisse,
  • sehr gute Physikkenntnisse,
  • Spaß an Technik,
  • Spaß an Laborarbeit,
  • großer Lerneifer,
  • interdisziplinäres Arbeiten,
  • Teamfähigkeit.

Entstehen besondere Kosten in den Studiengängen der Biotechnologie/Bioingenieurwesen?

Neben den typischen Semestergebühren und je nach Bundesland ggf. Studiengebühren fallen weitere Kosten an. Anders als in vielen anderen Fachbereichen gehört zu den Studiengängen im Fachbereich Biotechnologie/Bioingenieurswesen Laborarbeit zum Lehrplan. Studierende müssen je nach Universität mit entsprechenden Kosten für Materialien und Gerätschaften rechnen. Diese können sich pro Semester auf eine dreistellige Summe addieren.

Was verdienen Bioingenieurinnen und Bioingenieure?

Als Angehörige des Ingenieurwesens können sich Absolventinnen und Absolventen grundsätzlich auf ein gutes Einstiegsgehalt freuen. Dieses liegt je nach Region, Größe und Branche des Arbeitgebers und eigenem Studienabschluss zwischen ca. 35.000 und 50.000 Euro. Gehälter um 42.000 Euro im Jahr sind dabei für die meisten Einsteigerinnen und Einsteiger üblich. Mit steigernder Berufserfahrung können sie leicht ca. 70.000 Euro Jahresverdienst erreichen, mit Projekt- und Personalverantwortung sind sogar sechsstellige Gehälter für diese Berufsgruppe üblich. Eine Ausnahme sind Universitäten und Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes. Hier sind die Gehälter durchweg am niedrigsten.

Das Ansehen des Berufs der Bioingenieurinnen und Bioingenieure in unserer Gesellschaft

Das Ingenieurswesen genießt in Deutschland traditionell einen sehr guten Ruf. Das gilt auch für das Bioingenieurswesen und die Biotechnologie. Ebenfalls positiv wirkt, wenn die einzelnen Ingenieurinnen und Ingenieure an Projekten arbeiten, die eine Verbesserung für die Menschheit bedeuten. Allerdings schwingt für Teile der Bevölkerung auch Negatives in den Begrifflichkeiten mit. Denn Gentechnik ist ebenso umstritten wie Teile der industriellen Lebensmittelproduktion und der Pharmaindustrie. Daher können Bioingenieurinnen und Bioingenieure je nach Spezialisierung durchaus im individuellen Fall auf Antipathie treffen.

Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt für Absolventinnen und Absolventen eines Studiums der Biotechnologie/Bioingenieurwesen?

Die Forscherinnen und Forscher haben in der Gentechnik sowie in der biotechnologischen Optimierung von Industrieketten und bei der Erforschung von Wechselwirkungen zwischen menschlichen und anderen Bioorganismen in den letzten Jahrzehnten große Erfolge gefeiert. Dennoch haben sie vermutlich erst ein Bruchteil der Möglichkeiten ausgeschöpft. Die Biotechnologie und das Bioingenieurwesen werden in Zukunft viele Wissenschafts- und Industriezweige maßgeblich mitbestimmen. Aus diesem Grund ist der Bedarf an Fachkräften mittel- und langfristig groß.

Das praxisnahe Studium bietet Absolventinnen und Absolventen bei einer guten Spezialisierung und der Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung sehr gute Berufsaussichten. Ein großer Teil von ihnen findet in der chemischen Industrie oder bei Pharmakonzernen einen Arbeitsplatz. Auch die Lebensmittelindustrie ist ein größerer Arbeitgeber für Absolventinnen und Absolventen. Die Unternehmen in diesen Wirtschaftszweigen haben einen Bedarf an gut und breit ausgebildeten Fachkräften, die an der Erforschung von Werkstoffen, Medikamenten und Impfstoffen sowie Verfahren zur günstigeren Herstellung und längeren Haltbarmachung von Lebensmitteln arbeiten. Zahlenmäßig kleiner, aber nicht minder interessant sind Jobs in der Kosmetikindustrie oder in der Textil- und Lederwarenbranche. Auch hier benötigen die Unternehmen gut ausgebildete Fachkräfte der Biotechnologie und des Bioingenieurwesens.

Geschichte und Herkunft

Bier, Wein, Alkohol, Sauerteig, Hefe, Leder – all das sind Jahrtausende alte Produkte samt Herstellungsverfahren, die als erste Basis für die moderne Biotechnologie gelten. Spätestens mit Mendels Vererbungslehre und dem Aufkommen der Entwicklung von Impfstoffen im 19. Jahrhundert gewinnt die Entwicklungsgeschichte der Biotechnologie und mit ihr des Bioingenieurwesens jedoch deutlich an Fahrt. In der industriellen Lebensmittelproduktion setzten Forscher und Unternehmen nach und nach nicht mehr zufällig oder nach Überlieferung, sondern ganz gezielt Enzyme, Bakterien und Mikroorganismen ein, um bestimmte Effekte zu erreichen.

1919 prägte der Ungar Karoly Ereky erstmals den Begriff Biotechnologie in einem Buch, in dem er sich mit der Optimierung von landwirtschaftlichen Produktionszyklen befasste. Durch das Erforschen der Gene entwickelte sich die Forschung im Fachbereich rasant weiter. Die Gentechnik prägt seit den 1950er-Jahren wesentliche Teilbereiche der Forschung.

Trotz einer klaren Geschichte hat der Fachbereich seine Wurzeln in vielen verschiedenen Disziplinen. Die Zusammenfassung in Biotechnologie und Bioingenieurwesen an Universitäten ist ein Trend der jüngsten Jahrzehnte.  Zuvor hatten die Hochschulen die Studiengänge je nach Schwerpunkten in Fachbereichen wie Medizin, Biologie, Chemie und Ingenieurswissenschaften/Maschinenbau eingegliedert.