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Wirtschaftspsychologie studieren

Die Wissenschaft der Wirtschaftspsychologie untersucht das Erleben und Verhalten von Menschen im Wirtschafts- und Berufsleben. Dabei geht es sowohl um Fragen, die einzelne Arbeitende betreffen, als auch um solche, die sich mit dem Verhalten ganzer Organisationen oder zumindest ihrer Teilbereiche beschäftigen. Ebenfalls relevant ist das Verhalten von Konsumentinnen und Konsumenten. Besonders interessiert sich die Wirtschaftspsychologie für Motivations- und Reaktions-Theorien, da deren praktischen Umsetzung im wirtschaftlichen Umfeld große Bedeutung zukommt.

Je nach Blickwinkel werden in der Wirtschaftspsychologie die Teilbereiche Arbeits- und Organisationspsychologie, Markt- und Konsumentenpsychologie sowie Ökonomische Psychologie unterschieden. Bei den letzten beiden sind die Grenzen zu Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre vor allem dort fließend, wo es um praktische Anwendungen der erarbeiteten Modelle geht.

Eine der wichtigsten Teildisziplinen der Wirtschaftspsychologie ist Organisationspsychologie, weswegen dieser Begriff auch gerne synonym verwendet wird. Diese versucht Wissen über das Verhalten von Einzelpersonen auf das Verhalten ganzer Unternehmen umzulegen, um so Reaktionen vorhersagen und Maßnahmen, etwa im Zuge eines Change Managements, effektiv planen zu können. Die Analyse von Organisationsentwicklungen, verdeckten Führungsstrukturen und Widerständen oder von Konflikten zwischen verschiedenen Abteilungen gehört regelmäßig zu den Aufgaben, mit denen Wirtschaftspsychologinnen und -psychologen betraut werden.

Welche Studienrichtungen kommen infrage, wenn ich Wirtschaftspsychologie studieren möchte?

Als Schnittstellen-Thema zwischen Betriebswirtschaftslehre und Psychologie kann ein Studium der Wirtschaftspsychologie auf drei Weisen begonnen werden: zum einen als Teil eines Psychologie-Studiums, zum anderen im Rahmen eines BWL-Studiums, aber auch ein eigenes Studium nur der Wirtschaftspsychologie ist an manchen Hochschulen und Universitäten inzwischen möglich. Welcher Ausbildungsweg gewählt wird, hängt maßgeblich davon ab, wie die Zielsetzung hinter der Wahl des Studienthemas ist. So ist die Wirtschaftspsychologie zwar Inhalt eines jeden normalen Psychologie-Studiums und kann häufig auch als Schwerpunkt gewählt werden, bleibt jedoch eine Teildisziplin neben verschiedenen anderen. Auch im Kontext des normalen BWL-Studiums ist die Wirtschaftspsychologie nur eine Teildisziplin, die bestenfalls eine Schwerpunktsetzung ermöglicht. Häufig werden hier nur Teilaspekte wie die Konsumenten- und Werbepsychologie im Zusammenhang mit Marketing im Studienplan behandelt. Einen umfassenden Einblick in alle Themenbereiche der Wirtschaftspsychologie verschafft nur ein genau darauf ausgelegter Studiengang.

Wann ist ein Wirtschaftspsychologie-Studium sinnvoll?

Ein Studium der Wirtschaftspsychologie befindet sich an der Schnittstelle zwischen den Regeln von Märkten und Organisationen sowie dem Verhalten und Erleben von einzelnen Menschen. Daraus ergibt sich, dass die Studienwahl „Wirtschaftspsychologie“ für all jene sinnvoll ist, die in diesen Schnittstellen-Positionen zukünftig arbeiten wollen. Neben Interesse für menschliches Verhalten sollte auch ein Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge und Mathematik vorhanden sein, da diese einen nicht unerheblichen Teil der Studieninhalte ausmachen.

Welche Studienrichtung für welchen Beruf?

Für welche Studienrichtung sich Studierende entscheiden sollten hängt davon ab, in welchem Umfeld diese sich im Moment oder zukünftig bewegen wollen. Besonders empfehlenswert sind Studiengänge der Wirtschaftspsychologie für Beratende, Führungskräfte oder Personen, deren Tätigkeitsbereich Human Resources betrifft. Für die Unternehmensberatung macht es dabei keinen Unterschied, welche der Ausrichtungen gewählt wird, da dies lediglich den Schwerpunkt des späteren Leistungsspektrums verschiebt. Führungskräfte oder solche, die eine Karriere im Management anstreben, profitieren von der Kombination von betriebswirtschaftlicher Ausbildung und Wirtschaftspsychologie am Meisten, jedoch kann der Schwerpunkt auf Human Resources ebenfalls hilfreich sein.

Für jene, die im Bereich PersonalmanagementPersonalentwicklung oder Recruiting eine Expertise aufbauen wollen, ist Wirtschaftspsychologie fast Pflicht. Der betriebswirtschaftliche Aspekt ist dabei nicht unbedingt von Bedeutung, stellt die Arbeit im Bereich Human Resources doch vor allem Anforderungen an das Wissen über Motivation, Verhalten und Wahrnehmung der Situation der zu betreuenden Angestellten eines Unternehmens.

Zugangsvoraussetzungen für ein Wirtschaftspsychologie-Studium

Welche Zulassungsvoraussetzungen für ein Studium der Wirtschaftspsychologie gelten, ist abhängig davon, in welchem Bundesland und an welcher Hochschule studiert werden soll. Da es sich bei vielen Studienanbietern neben staatlichen Universitäten auch um Fachhochschulenoder Privatuniversitäten handelt, differieren die speziellen Zugangsvoraussetzungen für die einzelnen Studiengänge stark, abhängig von der Zahl der Bewerbungen und der im Verhältnis dazu zu vergebenden Plätze. Das Auswahlverfahren beinhaltet häufig eine oder mehrere Eignungsprüfungen und die Beurteilung der mit dem Aufnahmeantrag eingelangten Bewerbungsunterlagen.

Grundsätzlich gilt, dass ein Studium möglich ist mit:

  • Allgemeiner Hochschulreife (Abitur)
  • Fachhochschulreife
  • Fachgebundener Hochschulreife
  • Beruflicher Qualifikation

Mit allgemeiner Hochschulreife sind Sie grundsätzlich an jeder Hochschule und Universität studienberechtigt, Einschränkungen kann es aber durch die begrenzte Anzahl an Studienplätzen geben. Bei Fachhochschulreife, fachgebundener Hochschulreife und beruflicher Qualifikation kommt es auf die Hochschule und das Bundesland an, welche weiteren Voraussetzungen für einen Studienbeginn erfüllt werden müssen. Die Studienberatungsstellen der Hochschulen sind hier die richtigen Ansprechpartner und helfen gerne weiter.

Was kostet ein Wirtschaftspsychologie-Studium?

Da es sich bei den Anbietern von Wirtschaftspsychologie-Studiengängen um viele verschiedene Hochschultypen handelt, schwankt die Bandbreite der Gebühren beträchtlich. Die Beiträge reichen von knapp 200 Euro Semesterbeitrag an einer staatlichen Uni bis zu über 1500 Euro im Monat an einer privaten Hochschule und müssen je nach Vereinbarung entweder vor Beginn des Studiums, pro Semester oder pro Monat entrichtet werden. Zu berücksichtigen ist dabei auch, dass Lehrbücher und Übernachtungskosten für Präsenzseminare bei Fernstudien in diesen Gebühren nicht inkludiert sind und nochmals einige hundert Euro pro Semester ausmachen können.

Finanzierung und Förderungsmöglichkeiten

Die Finanzierung der teilweise beträchtlichen Studiengebühren zusätzlich zu den Lebenshaltungskosten kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Die bekannteste Möglichkeit ist eine Förderung durch das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG). Hiermit können Studierende unter 30 Jahren für ihr Erststudium eine Unterstützung von bis zu 670 Euro erhalten, sofern ihr eigenes Einkommen und das ihrer Eltern eine bestimmte Grenze nicht überschreitet. Eine weitere Möglichkeit des BAföGs besteht in einem Bildungskredit für ein Aufbau- oder Ergänzungsstudium. Es kann eine Unterstützung von monatlich bis zu 300 Euro gewährt werden, sofern das Studium an einer BAföG-anerkannten Einrichtung durchgeführt wird.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeiten von Stipendien und Studienkrediten von Stiftungen und Banken. Wird das Studium berufsbegleitend absolviert – zum Beispiel als Fernstudium – sind häufig Zahlungen monatlicher Raten möglich, die mit dem regulären Einkommen abgedeckt werden können.

Vom Studium in den Beruf

Viele Wirtschaftspsychologie-Studiengänge zeichnen sich durch einen großen Praxisbezug aus, sodass sie direkt für einen Einstieg in das jeweils angestrebte Berufsfeld qualifizieren. Da ein Großteil der Studiengänge als Fernstudium oder berufsbegleitend konzipiert ist, sind praktische Arbeiten und Projekte oder sogar eine nachgewiesene Berufspraxis für den Abschluss des Bachelorstudiums manchmal sogar Voraussetzung. Damit wird Studierenden der Einstieg ins Berufsleben über die Vermittlung von Praktika während des Studiums durch die jeweilige Hochschule noch zusätzlich erleichtert. Aber auch forschungs- und theorieorientierte Studiengänge bieten die Möglichkeit des direkten Berufseinstiegs, da viele Stellen gerade auf eine wissenschaftliche Tätigkeit ausgelegt sind.

Ist die spätere berufliche Ausrichtung bereits entschieden, ist es natürlich sinnvoll, auch den Studiengang nach der entsprechenden Schwerpunktlegung auszuwählen. Gerade durch den hohen Bedarf an Wirtschaftspsychologinnen und –psychologen ist aber auch eine nachträgliche Anpassung des Studienprofils durch Weiterbildungen häufig problemlos schon beim Berufseinstieg möglich.

Berufsbilder für Absolventinnen und Absolventen der Wirtschaftspsychologie

Als Schnittstellendisziplin sind die Kenntnisse von Wirtschaftspsychologinnen und -psychologen überall dort gefragt, wo betriebswirtschaftliches und psychologisches Know-How in Einklang gebracht werden müssen. Dabei können Wirtschaftspsychologinnen und -psychologen sowohl innerhalb von Organisationen als auch außerhalb als selbstständige oder angestellte Beratende tätig werden. Vor allem im Bereich Human Resource Management ist ein Tätigkeitsschwerpunkt zu finden, hier finden Absolventinnen und Absolventen ihren Platz im Personalmanagement, in der Personalentwicklung, dem Recruiting oder in Organisationsentwicklung und Change Management.

Eine weitere praktische Anwendung findet sich in Führungsaufgaben, wo die Motivation der Angestellten, die Gestaltung des Arbeitsumfeldes und die Förderung der Arbeitsleistung zentrale Themen sind. Oft ist es die Führungsaufgabe, die zur Studienwahl Wirtschaftspsychologie führt, selten wird ein Studium schon mit dem Ziel, ins Management einzusteigen, absolviert.

Der dritte große Bereich umfasst die Teildisziplinen Markt-, Werbe- und Konsumentenpsychologie. Wirtschaftspsychologinnen und –psychologen mit diesem Schwerpunkt arbeiten typischerweise in Marketing- oder PR-Agenturen, in den Marketingabteilungen von Unternehmen oder sind im Themenfeld Marktforschung Angestellte einer Agentur oder selbstständig tätig.

Durchschnittliche Gehälter für Wirtschaftspsychologinnen und -psychologen

Durch die breite Streuung des Berufsfeldes der Wirtschaftspsychologie variieren die Gehälter entsprechend der jeweiligen Position sehr stark. Als Einstiegsgehalt kann von etwa 2600 bis 2900 Euro brutto monatlich ausgegangen werden, nach oben ist die Gehaltsskala offen.

Wirtschaftspsychologie auf dem Arbeitsmarkt

Auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft wird mehr denn je interdisziplinäres Denken gefragt sein, um immer komplexere Arbeitsaufgaben in sich schnell verändernden Umfeldern bewältigen zu können. Da genau diese Thematik Kerninhalt der Wirtschaftspsychologie ist, haben Absolventinnen und Absolventen eines der Studiengänge gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Besonders gefragt sind dabei die Teildisziplinen Arbeits- und Organisationspsychologie sowie Markt- und Konsumentenpsychologie. Durch die Wahl des richtigen Schwerpunktes haben Studierende ausgezeichnete Karrierechancen. Für die Berufsbezeichnung „Wirtschaftspsychologe“ gibt es schon allein im Großraum Frankfurt regelmäßig mehrere Hundert Stellenangebote.

Denn da in einer Wissensgesellschaft die Bedeutung der Angestellten in Unternehmen weiterhin zunimmt, sind umfassende Kenntnisse über ihre Motive, ihr Verhalten und ihr Erleben bereits jetzt gesuchte Schlüsselqualifikationen. Mit Schlagworten wie Burn-Out- und Mobbing-Prävention, Changemanagement oder Leadership, Recruiting oder HR wird nach eben jenen Qualifikationen gefragt. Für HR-Spezialistinnen und -Spezialisten, Führungskräfte oder solche, die es werden wollen, kann sich ein Wirtschaftspsychologie-Abschluss daher als der entscheidende Karrierevorteil erweisen.

Noch ein weiterer Aspekt wird zukünftig für Wirtschaftspsychologinnen und-psychologen sprechen: in den immer komplexeren Märkten bedarf es valider Ergebnisse der Marktforschung, um Produkte und Dienstleistungen erfolgreich verkaufen zu können. Das Konsumentenverhalten wird aber immer schwieriger vorherzusagen, da Vergleichsportale im Internet den Informationsstand jedes einzelnen nachhaltig beeinflussen. Der Ansatz der Wirtschaftspsychologie, betriebswirtschaftliche Erfordernisse mit Motivforschung zu kombinieren, verspricht zukunftsweisend zu sein und damit Absolventinnen und Absolventen mit dieser Schwerpunktsetzung zu gefragten ExpertInnen zu machen.

Insgesamt betrachtet ist zu erwarten, dass die Wirtschaftspsychologie gerade wegen ihres breiten Anwendungsspektrums und ihrer Praxisrelevanz in Deutschland und international an Ansehen gewinnt und damit die Attraktivität von Wirtschaftspsychologinnen und –psychologen am Arbeitsmarkt weiter steigt.